Erneut fehlen Medikamente gegen sexuell übertragbare Infektionen – Bund und Senat müssen endlich handeln!

Nur zwei Monate nach dem offiziellen Ende des Versorgungsmangels bei elementar wichtigen HIV- und HIV-Prophylaxe-Medikamenten gibt es erneut einen schweren Lieferengpass, der die Gesundheit der Menschen in Berlin und ganz Deutschland gefährdet. Diesmal sind die Antibiotika Doxycyclin und Azithromycin betroffen, die kaum verzichtbar sind bei der Behandlung von Infektionskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Syphilis – Infektionen also, bei denen die Fallzahlen zuletzt teils stark gestiegen waren und eine effektive Behandlungsmöglichkeit deshalb umso wichtiger ist.
Apotheker*innen melden, dass aktuell etwa 50 Prozent des Bedarfs nicht gedeckt werden kann, fast alle Apotheken seien betroffen. Vier Hersteller haben Lieferengpässe beim zuständigen Bundesinstitut gemeldet. „Lang geht das nicht mehr gut“, warnen Fachverbände wie die Deutsche Aidshilfe. Aktuell muss versucht werden, auf andere Medikamente zur Behandlung auszuweichen, was aber nicht immer möglich ist und zum Teil schwere Nebenwirkungen für die Patient*innen bedeutet.

Zum gestern bekannt gewordenen Engpass bei den beiden Antibiotika Doxycyclin und Azithromycin erklärt das Mitglied des Gesundheitsausschusses und queerpolitische Sprecher, Klaus Lederer:

„Dass schon zum zweiten Mal im Jahr 2024 in Deutschland Medikamente zur Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen fehlen, ist ein absoluter Skandal. Nicht weniger skandalös ist, dass – wie bereits beim PrEP- und HIV-Medikamenten-Engpass – weder der Bundesgesundheitsminister noch der Berliner Senat die Bevölkerung informieren. 

Die Gründe für den neuen Engpass scheinen dieselben zu sein wie bei der ersten Mangellage in diesem Jahr: Fast alle Hersteller produzieren außerhalb Europas, Transparenz fehlt, es gibt große Konkurrenz zwischen nationalen Märkten. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Bundesregierung Konsequenzen aus diesem verheerenden Marktversagen zieht und u.a. für eine effektive Vorratshaltung und starke Produktion in Deutschland und Europa sorgt. Wenn der Markt es ganz offensichtlich nicht regelt, muss auch der Aufbau eigener öffentlich kontrollierter Produktionskapazitäten für unverzichtbare Arzneimittel und Wirkstoffe überlegt werden.

Der Berliner Senat darf sich nicht wieder wegducken wie beim PreP-Mangel, sondern muss sich endlich entschieden beim Bund dafür einsetzen, dass die Ursachen für den wiederkehrenden Medikamentenmangel beseitigt werden, unter dem die Gesundheit der Berliner*innen leidet.“