Stonewall war kein Politikerpicknick

Der CSD-Verein stellt gegenüber dem Senat konkrete Bedingungen auf, von deren Erfüllung er es abhängig machen will, ob der Regierende Bürgermeister Kai Wegner die diesjährige CSD-Demonstration eröffnen darf. Dazu erklärt der Sprecher für Queerpolitik der Linksfraktion, Klaus Lederer:

„Regenbogentorten, Fahnenhissungen, Galas, Kampagnen und Bekenntnisreden - der Senat von Berlin mag´s gern queerfreundlich, wenn es um Symbole geht. Das ist nicht nichts. Aber es ist auch keine ambitionierte Queerpolitik, die an den gesellschaftlichen Strukturen queerfeindlicher Ideologie rührt und Queers empowert. So gesehen ist es konsequent, wenn der CSD Berlin vom Senat konkretes Handeln einfordert und die gängige Praxis der Sonntagsreden kritisiert. Die Linksfraktion unterstützt diese Haltung des Berliner CSD.

Solange größere Teile der CDU queerfeindliche Hetze mit Verweis auf die Pressefreiheit in Schutz nehmen, auf Kriegsfuß mit der gesellschaftlichen Realität sexueller und geschlechtlicher Vielfalt stehen, mit Schandreden gegen sexuelle Selbstbestimmung - wie jüngst in den Diskussionen um das Selbstbestimmungsgesetz - politisches Kapital zu schlagen versuchen, solange sich die CDU - auch in der Landespolitik - queerpolitisch bestenfalls passiv verhält, ist es richtig, Kai Wegner damit zu konfrontieren und ihn dazu aufzufordern, diesen Reden endlich ein Handeln folgen zu lassen.

Queers kriegen nichts geschenkt, darüber täuscht auch keine noch so wohlfeile Rhetorik und Umgarnung hinweg. Nur mit selbstbewusstem Auftreten, mit dem beherzten Einfordern queerer Rechte und von Selbstbestimmung hat sich in der Vergangenheit etwas bewegen lassen und wird sich zukünftig etwas ändern. Deshalb nutzen wir den Pride-Month und die CSDs, um unseren Forderungen nach queerer Emanzipation Nachdruck zu verleihen. Das heißt auch: Auseinandersetzung, Streit und Konflikt. Stonewall war kein Politikerpick“